Projekt RÜB-BW

Motivation

Der ordnungsgemäße Betrieb von Regenüberlaufbecken stellt einen wichtigen Baustein im Gewässerschutz dar. Aufgrund der inzwischen sehr hohen Reinigungsleistung der Kläranlagen fällt der Anteil der Mischwasserentlastungen an den Gewässerbelastungen mittlerweile stärker ins Gewicht. Das Gesamtsystem von Kläranlage, Kanalisation und Gewässer muss stärker in den Fokus rücken, um den bislang erzielten Stand der Gewässergüte zu bewahren und zu verbessern.
Die ersten Regenüberlaufbecken im Land wurden in den 1970er-Jahren errichtet. Heute liegt ihr Bestand bei rund 7.000 Becken. Das gesamte Beckenvolumen beträgt etwa 3,6 Millionen Kubikmeter und die damit verbundene komplette Investitionssumme beläuft sich auf rund drei Milliarden Euro. Diese enormen Investitionen können ihre Wirkung für den Gewässerschutz jedoch nur dann entfalten, wenn die Anlagen ordnungsgemäß betrieben werden.

Es ist primär Aufgabe der Betreiber im Rahmen der Eigenkontrolle den ordnungsgemäßen Betrieb sicher zustellen. Für die Verantwortlichen stellt dies eine große Herausforderung dar. Um den besonderen Erfordernissen an den Betrieb von Regenbecken gerecht zu werden, sieht sich der DWA-Landesverband Baden-Württemberg in einer Gemeinschaftsinitiative mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg als Initiator dafür, gemeinsam mit den Verantwortlichen das Betriebsverhalten von Regenwasserbehandlungsanlagen sicherzustellen sowie zu optimieren, im Sinne eines nachhaltigen Gewässerschutzes in Baden-Württemberg.


Abbildung: RÜB Anlagenschema Regenüberlaufbecken © Festo Didactic

In Baden-Württemberg gilt es seit 2018 die Regenüberlaufbecken messtechnisch so auszurüsten, dass die Einstau- und Entlastungsaktivität (jeweils Dauer und Häufigkeit) erfasst und protokolliert werden können. Dauer und Häufigkeit von Einstau- und Entlastungsereignissen lassen sich vergleichsweise leicht erfassen. Die Verwendung dieser Größen als Indikatoren für die Beurteilung von Beckenbetrieb und Gewässerbelastung stellt einen Kompromiss zwischen Aufwand und Erkenntnisgewinn dar. Volumina und Frachten als die eigentlichen Zielgrößen der Regenwasserbewirtschaftung lassen sich dagegen nur mit einem sehr hohen Aufwand erfassen und werden meist nicht gefordert. Gemessene Einstau- und Entlastungsaktivitäten sollen zu Monatsdaten aggregiert und an die Aufsichtsbehörde übergeben werden. Diese Messdaten werden in einer zentrale Datenbank des Umweltministeriums ein gespeichert.

Handlungsfeld RÜB-Baden-Württemberg

Die Plattform soll alle beteiligten Akteure – aus Hochschule und Verwaltung, den Betrieben, der Industrie und planenden Ingenieurbüros – zum nachhaltigen Fachdialog mit Netzwerk-Charakter zusammenführen. Organisationsstrukturen und inhaltliche Grundzüge für die Initiative entwickelt der DWA-Landesverband Baden-Württemberg als Knotenpunkt für alle Beteiligten aus Planung, Bau und Betrieb. Dazu wurde ein Projektbeirat aus Vertretern des Umweltministeriums, der Aufsichtsbehörden, der (Kläranlagen-)Nachbarschaften, Ingenieurbüros und Hochschulen im DWA-Landesverband ins Leben gerufen. Er begleitet das Projekt in der strategischen Ausrichtung und ist in alle relevanten Prozesse aktiv eingebunden.

Für den erfolgreichen Aufbau der Plattform RÜB Baden-Württemberg wurden in Zusammenarbeit mit dem Projektbeirat vier Handlungsfelder abgesteckt. Als Basis für den gesamten Projekterfolg stand zum Auftakt der Initiative die Bewusstseinsbildung bei allen Akteuren im Fokus.


Abbildung: RÜB-BW Handlungsfelder

Als Basis für den gesamten Projekterfolg stand zum Auftakt der Initiative die Bewusstseinsbildung bei allen Akteuren im Fokus. In weiteren Schritten soll neben der Bewusstseinsbildung und dem Konzeptionieren weiterer Schulungsangebote, das Betriebspersonal im Umgang mit Messdaten und messtechnischer Ausrüstung geschult und befähigt werden. Langfristig soll ein ganzheitlicher Betrachtungsansatzes des Netzes und das enge Zusammenwirken von Betreibern, Kommunen und den Aufsichtsbehörden erreicht werden.


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